Die Anfänge
"Built in the Heart of Bavaria"
Mit diesem Zusatz auf dem Typenschild im Korpus verließen jahrzehntelang die Exportschlager aus dem Hause Framus das Werk im fränkischen Bubenreuth. Dort spielt Framus heute allerdings keine Rolle mehr: Die renommierte Firma war Mitte der 1970er Jahre in Konkurs gegangen und kaum etwas erinnert im klingenden Dorf bei Erlangen heute noch an die ehedem größte europäische Gitarrenfabrik, die hier über mehrere Jahrzehnte bestanden hatte.
Zu Unrecht, denn Fred Wilfer - der Gründer der "Fränkischen Musikinstrumentenerzeugung" - hatte großen Anteil an der Entstehung des fränkischen Musikinstrumentenzentrums Bubenreuth. Schließlich war der junge dynamische Unternehmer aus dem Sudetenland nach dem Zweiten Weltkrieg der erste, der in Bayern ein Unternehmen gründete, das sich dem Musikinstrumentenbau und dem Handel mit Geigen und Gitarren widmete. Er war es, der sich für eine Ansiedlung seiner Egerländer Landsleute im Landkreis Erlangen einsetzte, die 1946 aus der traditionsreichen Musikstadt Schönbach vertrieben wurden.
Hans-Peter Wilfer war im Alter von 24 Jahren in die väterlichen Fußstapfen getreten und hatte 1982 in Pretzfeld die Firma Warwick gegründet. Nach der Wiedervereinigung verlagerte er 1994 den Firmensitz in den Musikwinkel nach Markneukirchen im Vogtland. Dort startete der Sohn Bemühungen, dem Lebenswerk des Vaters neues Leben einzuhauchen - Fred Wilfer hatte dem Konkursverwalter die angeblich wertlosen Markenrechte abgekauft und kurz vor seinem Tod seinem Sohn geschenkt.
Der Lebenslauf und die Aufbauleistung des Unternehmers nach Ende des Zweiten Weltkriegs faszinierten den Historiker Dr. Christian Hoyer, der mehr über die Ansiedlung der Schönbacher Geigenbauer im Raum Erlangen erfahren wollte. Daher suchte er den Kontakt zur Familie Wilfer.
Zwischenzeitlich war das öffentliche Interesse an der Marke Framus gestiegen, alte Framus-Instrumente wurden aufgrund ihres hohen Praxiswerts und ihrem beachtlichen Klangvermögen auf dem Vintage-Markt teilweise zu beachtlichen Preisen gehandelt. Grund genug für Hans-Peter Wilfer, die Nachforschungen Hoyers zur Geschichte von Framus zu unterstützen.
2001 kam es zum Zusammentreffen von Hoyer mit Hans-Peter Wilfer. Seither unterstützt die Firma Warwick nach Kräften die Spurensuche Hoyers nach Zeugnissen der vergangenen Manufaktur in Bubenreuth, welche ihn mittlerweile um die ganze Welt geführt hat. Ein nicht ganz einfaches Unterfangen, denn das Firmenarchiv existiert seit dem Konkurs nicht mehr. Dies machte die Aufgabe zu einer großen Herausforderung: Annoncen wurden geschaltet, in denen nach Informationen und Zeitzeugen gesucht wurde. Die Firma Warwick stellte Mittel zur Verfügung, um interessante alte Instrumente aufzukaufen und so einen Überblick über die Firmenproduktion zu gewährleisten. Aber auch ehemalige Mitarbeiter, der Firma verbundene Musiker und Endorser, musikbegeisterte Sammler und viele andere halfen mit, Wissenslücken zu schließen. In dieser forcierten und intensiveren Phase der Forschungen wurden auch staatliche Archive, Gerichte, sowie Verbände und Organisationen konsultiert und deren Akten eingesehen. Selbst der Gitarrist und ehemalige Endorser Billy Lorento, der heute - unter seinem Namen Bill Lawrence - Berater bei der Fender® Corporation ist und weltweite Bekanntheit als "King of Pickups" genießt, trug seinen Teil zu der Geschichte bei.
Endlich war eine Sammlung von Instrumenten und Dokumenten entstanden, welche man der Öffentlichkeit nicht mehr vorenthalten konnte:
Man beschloss, mit vereinten Kräften ein Buch über Fred Wilfer und die Firma Framus zur Veröffentlichung zu bringen und die Sammlung der Öffentlichkeit in einem Museum zur Firmengeschichte der Framus-Werke zugänglich zu machen. Das History-Projekt der Firma Warwick, das Hans-Peter Wilfer zunächst damit begann, die Marke Framus wieder zu beleben, findet somit einen Höhepunkt der Bemühungen in der Eröffnung des Framus-Museums und der Vorstellung des Framus-Buchs im Sommer 2007.