Framus Geschichte
FRAMUS - Ein Weltbegriff
Mit diesem Slogan machte die Bubenreuther Musikinstrumentenfirma in den 1950er Jahren Werbung. Deutsche und internationale Stars wie Peter Kraus, John Lennon oder Bill Wyman verhalfen der Marke zu Weltruhm. Seit dem Konkurs Ende der 1970er Jahre war sie verschwunden, doch seit 1995 ist Framus wieder da - mit Sitz in Markneukirchen/Vogtland.Die Wurzeln liegen in der Musikstadt Schönbach dem heutigen Luby u Chebu im Egerland. Die Stadt am Fuße des Erzgebirges war geprägt von der Musik. Hier wurden Geigen und viele andere Streich- und Zupfinstrumente produziert und von Schönbach aus in alle Welt exportiert. Dort, im böhmischen Teil des Musikwinkels, wurde der Firmengründer Fred Wilfer im Jahre 1917 geboren. Als er 1945 von den Vertreibungsplänen der Alliierten hörte, die auch seine sudetendeutsche Heimat betreffen würden, fasste er den Plan, für seine Landsleute und deren Musikinstrumentenindustrie im Westen neue Grundlagen zu schaffen. Noch bevor der erste Vertreibungstransport aus der Tschechoslowakei ins Rollen gekommen war, hatte sich Fred Wilfer mit den verschiedenen staatlichen Stellen in Bayern in Verbindung gesetzt und sein Anliegen vorgetragen. Die bayerische Staatsregierung begrüßte Wilfers Vorhaben und beauftragte ihn damit, die Voraussetzungen für eine Ansiedlung der Schönbacher Geigenbauer in Bayern zu treffen. Weil Fred Wilfer von den tschechoslowakischen Behörden als „Antifaschist“ eingestuft worden war, erteilte ihm die US-Militärregierung in Bayern bereits Ende 1945 die Erlaubnis, ein Unternehmen zu gründen. So wurde am 1. Januar 1946 die „Fränkische Musikinstrumentenerzeugung Fred Wilfer KG“ (FRAMUS) in Erlangen aus der Taufe gehoben, die zur zentralen Anlaufstelle für die aus Schönbach vertriebenen Instrumentenbauer wurde. Im März 1946 traf dann der erste Transport mit Schönbachern in Erlangen ein. Fred Wilfer bemühte sich zusammen mit dem Flüchtlingskommissar um die Unterkünfte. Eine erste Werkstätte konnte im Herbst 1946 im ehemaligen RAD-Lager in Möhrendorf eingerichtet werden. Ende 1948 verlagerte Wilfer die Produktionsstätten ins nahe gelegene Baiersdorf. Allerdings waren auch dort die Räumlichkeiten in einer ehemaligen Brauerei bald zu beengt.
Seit Ende 1949 kristallisierte sich Bubenreuth als Zentrum für die Ansiedlung der Schönbacher Geigenbauer heraus. Im klingenden Dorf errichtete Fred Wilfer daher eins der modernsten Fabrikgebäude der Zeit, in das Framus im Sommer 1954 einziehen konnte. Auf 2.200 qm Produktionsfläche konnten von jetzt an 170 Instrumentenmacher an die Erzeugung von 2.000 Instrumenten im Monat gehen. Der Himmel der Schönbacher Geigenbauer in Bubenreuth hing schon bald nicht mehr nur voller Geigen. Die Gitarre und insbesondere ihre elektronische Schwester liefen der unbestrittenen Königin nach der Zahl bald den Rang ab. Die Beatles hatten die Gitarrenproduktion in einen regelrechten Boom versetzt. Angesichts dieser Entwicklung wurde der Bau eines Zweigwerks in Pretzfeld in der Fränkischen Schweiz notwendig. Dadurch avancierte Framus 1966 zur größten Gitarrenfabrik Europas mit über 300 Beschäftigten.
Oft kündigte sich hoher Besuch bei Framus an. Neben zahlreichen Musikern besichtigten zum Beispiel 1964 die Wiener Sängerknaben die Framus Werke, wo sie 1964 in den Werkshallen ein Konzert gaben. Politischer Besuch stand gleichfalls auf der Tagesordnung. 1957 kam sogar Bundeskanzler Konrad Adenauer persönlich. Dabei durfte ein Blick ins Framus-Werk und in den Musikkindergarten natürlich nicht fehlen.
Eines der interessantesten Kapitel der Firmengeschichte ist das Verhältnis von Framus zu seinen Stars. Die älteste und längste Beziehung zwischen Framus und einem herausragenden Musiker war die zu dem damals aus Funk und Fernsehen bekannten Gitarristen Billy Lorento (alias Bill Lawrence). Eine weitere erfolgreiche Zusammenarbeit bahnte sich einige Jahre später mit dem Jazzgitarristen Attila Zoller an. Der dritte im Bunde war das deutsche Rock 'n' Roll Idol Peter Kraus. Für ihn wurde eigens eine leicht erlernbare viersaitige "Peter-Kraus-Schlager-Gitarre" entwickelt. Die berühmteste Band aller Zeiten sind zweifelsohne die Beatles. Und auch hier gibt es Berührungspunkte mit Framus. John Lennon besaß seit 1965 eine Framus „Hootenanny", auf der auch George Harrison gelegentlich spielte. Paul McCartney begann seine Karriere übrigens auf einer Gitarre der Zenith-Line, die Boosey & Hawkes bei Framus bauen ließ. Die Zusammenarbeit von Framus mit Bill Wyman von den Stones kam 1964 zustande, als Bill Wyman für ein dreijähriges "endorsement" für den "Framus Star Bass" unter Vertrag genommen wurde. In den Vereinigten Staaten konnten Charlie Mingus und Jim Hall für eine Werbetätigkeit gewonnen werden. Zu guter Letzt sei an dieser Stelle der Niederländer Jan Akkerman hervorgehoben. Das von Framus für ihn entwickelte Signature-Modell entstand 1974.
Eingeplant war seit Baubeginn des Werkes in Bubenreuth ein Musikkindergarten. Unter der Leitung von Frau Gertrud Fischer wurden dort ab 1954 Kinder ab dem Alter von drei Jahren an das Spielen eines Instruments herangeführt. Dies gelang durch die Entwicklung der bunten Notenmännlein, denn durch sie wurde das Musizieren zum Kinderspiel. In einem Interview fasste Fred Wilfer sein ganzheitliches Konzept einmal so zusammen: Es könne nicht nur darum gehen, Instrumente herzustellen, langfristig müsse auch dafür gesorgt werden, "Kunden zu produzieren". Dieses Motto drückte sich auch in anderen Projekten von Framus aus.
Ende der 1970er Jahre kam nach dem Konkurs das Aus für die Framus-Werke in Bubenreuth. Ursache war neben innerbetrieblichen und finanziellen Gründen die Konkurrenz aus Japan. Viele Aspekte der Firmengeschichte konnten mittlerweile durch den Historiker Dr. Christian Hoyer ergründet werden, obwohl nahezu das gesamte Firmenarchiv damals verloren gegangen war. Die Ergebnisse seiner Forschungen liegen mittlerweile in Buchform vor. Das Buch zur Framus-Firmengeschichte können Sie im Museum oder in unserem Webshop erwerben.